Der Umgang innerhalb der Familie kann das Rückfallrisiko beeinflussen. Wichtig ist ein gesundes Maß an Fürsorglichkeit und Unterstützung aber auch das Setzen von Grenzen.
Unterscheiden kann man das sogenannte High-Expressed-Emotion-Konzept vom Low-Expressed-Emotion-Konzept. Kritik, Feindseligkeit, emotionales Überengagement und Überprotektivität können Schwierigkeiten bereiten. So kann auch eine gut gemeinte Fürsorge, die dann aber über das eigentliche Ziel hinausschießt, zu Problemen führen.
- Die Verantwortung für das emotionale Klima in der Familie tragen Bezugspersonen und Betroffene gemeinsam.
- Ein konstruktiver, problemlöseorientierter Umgang mit Konflikten und Schwierigkeiten ist hierbei ein wichtiger Bestandteil.
- Es ist wichtig zu unterscheiden, welche Verhaltensweisen der Betroffenen krankheits- und welche persönlichkeitsbedingt sind.
- Betroffene und Angehörige sollten auch Hilfsangebote von außen annehmen – z.B. von Verwandten, Freunden und Therapeuten.
- Eine Familientherapie kann helfen, das emotionale Klima und den Interaktionsstil in der Familie zu verbessern.
Beim Umgang mit Betroffenen ist ein rücksichtsvoller Umgang essenziell. Auch sollten die Betroffenen in den Familienalltag einbezogen werden. Die Betroffenen sollten unterstützt werden aber auch ihre Autonomie sollte immer respektiert werden. Genauso essenziell ist es aber auch, dass die Angehörigen nicht ihre eigenen Interessen und Gewohnheiten vernachlässigen.
Insbesondere in Krisensituationen sind Ruhe, Geduld, Unterstützung ohne Forderungen aber auch klare Grenzen für den Betroffenen wichtig. Nicht vergessen werden sollte dabei, dass auch die Angehörigen sich frühzeitig Hilfe holen, wenn die Krisensituationen ihre Kompetenzen überschreiten.
Umgang mit der Haltung des Umfeldes
Viele Angehörige werden insbesondere bei längeren Krankheitsverläufen mit einer „negativen“ Haltung ihres Umfeldes und v.a. der Behandler bzw. Therapeuten konfrontiert. Noch heute wird teilweise den Angehörigen empfohlen „loszulassen“, die Betroffenen seien volljährig, und man könne nicht mehr helfen. Folge ist, dass die Angehörigen – aber auch Betroffenen – sich dadurch allein gelassen fühlen.
Nach aktueller Datenlage geht man nicht mehr von einer einzigen Form schizophrener Psychosen aus. Die Erkrankung kann sich sehr individuell präsentieren und somit auch der Verlauf. Lange Zeit wurde die Ansicht vertreten, dass die Diagnosestellung mit einem lebenslangen, den Alltag schwer beeinträchtigenden Verlauf einhergeht. Auch wenn es keine Erfolgsgarantie gibt und der Weg nicht einfach ist, können einzig und allein die Angehörigen selbst die Entscheidung zum persönlichen Umgang mit den Erkrankten und der Situation treffen. Diese Entscheidung sollten sie jedoch auf Basis von umfassenden Informationen über die Erkrankung treffen.
Aufgrund der mittlerweile vorliegenden therapeutischen Angebote – medikamentös und nicht-medikamentös – gibt es viel mehr Möglichkeiten, auch die schweren Verlaufsformen positiv zu beeinflussen. Der oben beschriebene Pessimismus kann den Verlauf dagegen negativ beeinflussen, da dies auch eine Aufgabe der Betroffenen mit sich bringt.
Es ist daher wichtig den Betroffenen mit einem gesunden Maß an Optimismus zu begegnen und sie mit allen zur Verfügung stehenden Behandlungsverfahren zu unterstützen – jedoch ohne sein eigenes Leben aufzugeben. Das heißt auch, dass die Angehörigen kein schlechtes Gewissen haben sollen, wenn sie sich dafür entscheiden, dass die Herausforderungen ihre Fähigkeiten übersteigen und sie daher Abstand benötigen.
Daher ist es auch wichtig alle zur Verfügung stehenden Hilfsmöglichkeiten für die ganze Familie wahrzunehmen.