Typischerweise treten die Nebenwirkungen vor der eigentlichen Wirkung des Medikaments auf. Die Mehrheit der Betroffenen vertragen die Medikamente jedoch gut.
Behandler sollten Nebenwirkungen aktiv erfragen und Betroffene sollten diese offen zurückmelden, denn die überwiegende Mehrheit der Nebenwirkungen ist gut behandelbar. Viele Nebenwirkungen treten dosisabhängig auf. Daher sollte die niedrigstmögliche Dosis gewählt werden. Bei der optimalen Einstellung auf ein Medikament ist auch die Bestimmung der Medikamentenspiegel im Blut hilfreich.
Die Nebenwirkungen sind häufig auch abhängig von der Medikamentengruppe. Das heißt, manche Nebenwirkungen treten unter bestimmten Medikamenten häufiger auf als unter anderen.
Bewegungsstörungen
Bewegungsstörungen treten v.a. unter Medikamenten auf, die die Dopamin-Rezeptoren blockieren. Unterschieden werden dabei früh in der Behandlung auftretende Bewegungsstörungen von den spät auftretenden. Zu den früh auftretenden Bewegungsstörungen gehören die Frühdyskinesie und das Parkinsonoid sowie die Akathisie. Daneben können im späten Verlauf Spätdyskinesien auftreten.
- (Spät)Dyskinesien: spontan auftretende, willkürlich nicht beeinflussbare Bewegungen wie z.B. Schmatzen oder Grimassieren
- Parkinsonoid: durch Medikamente verursachtes Bild von Parkinson-ähnlichen Beschwerden wie Muskelsteifigkeit, Bewegungsarmut und Zittern
- Akathisie: Sitzunruhe, Beinunruhe bzw. innere Unruhe, die ein die Betroffenen quälendes Gefühl des Getriebenseins verursachen können
Bei Auftreten dieser Beschwerden sollte zunächst die Dosis auf die niedrigstwirksame Dosis reduziert werden. Sollten die Nebenwirkungen anhalten, ist eine Umstellung auf ein Medikament mit niedrigerem Risiko für diese Nebenwirkungen erforderlich. Kurzfristig kann zusätzlich Biperiden retard verordnet werden, um eine schnelle Reduktion der Beschwerden zu ermöglichen. Eine langfristige Gabe von Biperiden sollte jedoch vermieden werden, da es selbst mit einem Risiko für Nebenwirkungen behaftet ist.
Appetitsteigerung und Gewichtszunahme
Eine weitere Gruppe der Nebenwirkungen stellen die Appetitsteigerung und Gewichtszunahme dar. Dies beobachtet v.a. unter Medikamenten aus der Gruppe Quetiapin, Olanzapin und Clozapin. Auch hier ist zunächst Mittel der Wahl eine Dosisreduktion des Medikaments.
Kombiniert werden sollte dies mit Ernährungsumstellung – vorzugsweise mediterrane Ernährung, Essprotokoll und körperlicher Aktivität. Unterstützend kann auch die Gabe von Metformin erfolgen, das zumindest dabei helfen kann, das Gewicht stabil zu halten.
Weitere mögliche Nebenwirkungen
Zu den weiteren möglichen Nebenwirkungen zählen u.a. Mundtrockenheit, Verschwommensehen, Darmträgheit, Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht, Menstruationsstörungen, Reduktion des sexuellen Interesses.
Auch hier stellt die Reduktion des Antipsychotikums die erste Maßnahme dar. Zudem sollte bei Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht auf ausreichenden Sonnschutz geachtet werden. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, Bewegung und ballaststoffreiche Ernährung können bei Darmträgheit helfen. Zu den seltenen Nebenwirkungen gehören Störungen der Herz-Kreislauf-Funktion, Erhöhung der Leberwerte, Veränderungen im Blutbild und das maligne-neuroleptische Syndrom.