Belastung durch Stigmatisierung in der Berufswelt
Nach Feststellung der Diagnose erleben Betroffene nicht selten einen Ausschluss aus der Gesellschaft und dem direkten sozialen Umfeld, da sich z.B. Familienangehörige und Freunde abwenden. Auch im beruflichen Kontext erleben Betroffene häufig Diskriminierung.
So kann das Bekanntwerden der Diagnose eine Kündigung von Arbeitsverhältnissen oder die Beendigung des Ausbildungsverhältnisses vonseiten des Arbeitgebers zu Folge haben, auch wenn die Erkrankung nicht als offizieller Grund der Kündigung angegeben werden darf. Zudem werden Betroffene nach überstandener Erkrankung oft als weniger leistungsfähig wahrgenommen, weswegen Ihnen häufig nur Jobchancen auf dem zweiten Arbeitsmarkt zugestanden werden.
Andere Erkrankte leiden wiederum unter den Anforderungen auf dem ersten Arbeitsmarkt und darunter, dass sie aufgrund der stark stigmatisierten Erkrankung keine Möglichkeit erhalten, diese Überforderung anzusprechen oder sich für eine Veränderung im Arbeitsverhältnis auszusprechen.
Viele Betroffene haben keine Kenntnis über die vorhandenen Rehabilitationsmöglichkeiten, da die Informationen hierzu nicht einfach zu finden sind und ihnen häufig auch nicht im Rahmen der Behandlung vermittelt werden. Die Folge ist, dass die Betroffenen keine Zielvorstellungen im Hinblick auf den weiteren beruflichen Weg entwickeln können, was das Gefühl einer Perspektivlosigkeit hervorrufen und verstärken kann. Dies betrifft auch Informationen hinsichtlich Unterstützungsmöglichkeiten, um Rehabilitationsmaßnahmen zu beantragen. Dadurch fühlen sich Betroffene mit allen Hindernissen allein gelassen.
Die Betroffenen leiden auch unter der Stigmatisierung durch Gutachter bzw. ÄrztInnen, die die Annahme vertreten, sie seien zu krank, um rehafähig zu sein. Daher ist es wichtig allen Betroffenen die Möglichkeit zu geben, psychosoziale Hilfen zu erhalten bzw. an individuell angepasste Rehabilitationsmaßnahmen teilzunehmen.
Fehlende Ausbildungsmöglichkeiten und wiederholte Krankheitsepisoden – z.B. eingeschränkte Behandlungsadhärenz durch fehlendes Wissen über die Notwendigkeit der Behandlung – führen auch zu finanziellen Schwierigkeiten, was wiederum einen weiteren Belastungsfaktor für die Betroffenen darstellt.
Belastung durch Stigmatisierung in den Medien
Viele Betroffene leiden auch unter der medialen Darstellung der Erkrankung, die wiederum zum Aufrechterhalten des Stigmas beiträgt. So wird über schizophrene Psychosen überproportional häufig bzw. fast nur im Rahmen von Straftaten, die von Betroffenen begangen werden, berichtet. Diese Berichterstattung zeigt deswegen ein verzerrtes Bild Betroffener und verstärkt vielen Studien zufolge die Stigmatisierung der Betroffenen.
Belastung durch Folgen der Ereignisse in den Krisen
Betroffene leiden nicht nur unter den akuten Krisen, d.h., unter den Symptomen im Rahmen akuter Psychosen, sondern auch nach weitgehendem Rückgang dieser Symptome unter den Folgen. So kann es beispielsweise passieren, dass die Betroffenen sich durch die Krisen isoliert haben und ihr Leben wieder neu aufbauen müssen. Darüber hinaus können die kognitiven Störungen und Basissymptome anhalten, was ihre Alltagsfähigkeit einschränken kann.
Folgen der Erkrankung können auch Schamgefühle und Selbststigmatisierung sein, die den sozialen Rückzug verstärken können. Erschwerend kommt hier die Stigmatisierung durch das Umfeld hinzu. Diese Stigmatisierung findet sich auch im Gesundheitssystem, worunter die medizinische Versorgung der Betroffenen leiden kann, was wiederum die Mortalitätsrate, d.h. die Sterblichkeitsrate, erhöht.
Belastung durch postpsychotische Depression
Häufig kommt es nach der akuten Psychose zu einer postpsychotischen Depression, die auch einer Behandlung bedarf. Es kann aber sein, dass die Betroffenen diese Beschwerden nicht äußern und dies für Außenstehende nicht offensichtlich genug ist.
Belastung durch unerwünschte Wirkungen – d.h. Nebenwirkungen – der Medikamente
Belastend können darüber hinaus Nebenwirkungen der medikamentösen Behandlung sein. In der akuten Krise kann es mitunter vorkommen, dass relativ hohe Dosierungen der antipsychotischen Medikamente erforderlich werden. Bis wieder eine optimale Dosis mit ausreichender Wirkung bei weitgehendem Fehlen von Nebenwirkungen erreicht werden kann, können nach der akuten Krise noch Wochen vergehen.
Wichtig ist in dem Rahmen daher, Betroffene ausführlich über Wirkungen und Nebenwirkungen und den damit möglicherweise verbundenen Folgen aufzuklären, damit sie gemeinsam mit ihren nahen Ansprechpartnern und den Behandlern eine Entscheidung auf Basis einer umfassenden Risiko-Nutzen-Abwägung treffen können. Hierdurch kann verhindert werden, dass die Betroffenen ein Gefühl des Autonomieverlusts entwickeln, weil andere für sie entschieden haben.
Außerdem sollten die Behandler die Berücksichtigung der Nebenwirkungen immer in den Mittelpunkt der Behandlung stellen.
Belastung durch fehlendes Wissen über die Erkrankung
Eine fehlende bzw. eingeschränkte Psychoedukation, d.h. Aufklärung über die Erkrankung, kann auch dazu führen, dass das Verständnis für die Notwendigkeit der therapeutischen Maßnahmen, z.B. der Medikation, fehlt, was wiederum die Therapieadhärenz reduzieren kann. Diese Psychoedukation ist auch wichtig, damit die Betroffenen wissen, wie sie sich vor erneuten Episoden schützen können.
Auch von einer Wissensvermittlung an das Familienumfeld der Betroffenen profitieren diese, da sie sonst auch unter dem „Nicht-Wissen“ von Freunden und Familie und deren Überforderung leiden, da diese ggf. die Beschwerden nicht nachvollziehen können, was zu Konflikten und zu einer weiteren Isolation der Betroffenen führen kann. Diese Isolation wird dadurch verstärkt, dass die Betroffenen weiterhin das Gefühl haben, in einer Vielzahl ihrer Lebensbereiche, ihre Erkrankung verschweigen zu müssen. Deswegen ist der Besuch einer Informationsgruppe für Angehörige wichtig und hilfreich für alle Beteiligten.