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Informationsverarbeitung im Gehirn und die Bedeutung der Salienz von Informationen

Der nachfolgende Abschnitt befasst sich mit Veränderungen in der Informationsverarbeitung im Gehirn, die den Symptomen schizophrener Psychosen zugrunde liegen.

Informationsverarbeitung im Gehirn

Die Informationsverarbeitung im Gehirn entsteht durch die Kommunikation zwischen den Nervenzellen über elektrische und chemische Signale.

Zu den chemischen Signalen gehören verschiedene Botenstoffe, die Neurotransmitter. Zu diesen Botenstoffen gehören Dopamin, Serotonin, Glutamat, Noradrenalin sowie Acetylcholin.

Zwischen den Nervenfasern befinden sich Kontaktstellen, die Synapsen. Zwischen den Synapsen befindet sich ein winziger Spalt, in den die Botenstoffe ausgeschüttet werden. Die Botenstoffe binden anschließend an Kontaktstellen, den Rezeptoren, der nachfolgenden Nervenzellen, die wiederum das Signal an die nächste Nervenzelle weitergeben. Je nach Botenstoff und Nervenzelle kann es zur Aktivierung bzw. Dämpfung kommen. Daher ist ein Gleichgewicht in diesem System wichtig.

Ungleichgewicht im System der Botenstoffe bei Betroffenen

Bei Menschen mit schizophrener Psychose wird ein Ungleichgewicht im System der Botenstoffe beschrieben. Eine Störung des dopaminergen Systems wird als zentraler Krankheitsmechanismus schizophrener Psychosen angesehen, der auch durch psychosoziale Risikofaktoren wie beispielsweise Gewalterfahrungen beeinflusst wird.

Dieses System kommuniziert mit Hilfe von Dopamin über Nervenbahnen, mit bestimmten Regionen im Mittelhirn, dem sog. „ventralen Striatum“. Diese Verbindungen sind ein wichtiger Bestandteil bei der Bewertung von Ereignissen und Informationen. Durch Veränderungen im System kommt es auf einen sensorischen Reiz hin zu einer höheren Feuerrate der Nervenbahnen als sonst, d.h. die chemischen und elektrischen Signale sind ausgeprägter.

Nehmen die Feuerraten dopaminerger Nervenzellen zu, beispielsweise nach einem sensorischen Reiz, signalisiert die stärkere Ausschüttung von Dopamin dem Gehirn, dass seine Vorhersagen über die Wichtigkeit und Bedeutung des Reizes nicht richtig sind.

Bei schizophrenen Psychosen ist dieser wichtige Mechanismus für die Informationsverarbeitung aufgrund einer erhöhten und fehlgesteuerten Ausschüttung von Dopamin im ventralen Striatum gestört. Die Folge hiervon ist, dass die Betroffenen auch bei sehr gut bekannten oder eigentlich unwichtigen Reizen den Eindruck haben, dass diese für sie von besonderer Bedeutung sind.

Wenn wir beispielsweise sehen, dass ein vermeintlich zusammengerolltes Seil sich plötzlich zischend auf uns zubewegt, lenken wir erneut unsere Aufmerksamkeit darauf, um das Gesehene neu bewerten zu können und es als Schlange zu erkennen. Dies ist subjektiv mit dem Eindruck der Neuheit verbunden, was auch als veränderte Salienz bezeichnet wird. Dadurch wird ein Objekt oder eine Person besonders hervorgehoben und damit stärker in unser Bewusstsein gebracht.

Exkurs Salienz

Der Begriff Salienz beschreibt die Auffälligkeit eines Reizes. Je auffälliger, d.h. salienter, ein Reiz ist, umso höher ist sein Potenzial, die Aufmerksamkeit einer Person auf sich zu ziehen. Die Eigenschaft eines Reizes „salient“ zu sein, hängt auch von der einzelnen Person selbst und von der Bedeutung des Reizes für die Person ab. Somit ist ein Reiz, der in einer Situation für eine Person relevant ist, salienter als einer, der in dem Moment keine Bedeutung für die Person hat. Ebenso sind Reize, die für eine Person etwas Neues darstellen salienter, d.h. auffälliger, als Reize, die schon bekannt sind.

Beziehungsideen sind ein typisches Krankheitssymptom, bei dem die Betroffenen vollkommen alltägliche und für sie eigentlich bedeutungslose Ereignisse auf sich beziehen. Beispielsweise haben sie den Eindruck, fremde Leute, denen sie auf der Straße begegnen, sähen sie seltsam oder bedeutungsvoll an beziehungsweise redeten untereinander über sie, als wüssten sie Dinge aus ihrem Privatleben.

Ähnliches gilt auch für das Phänomen der Wahnwahrnehmung, bei dem beispielsweise der subjektive Eindruck entsteht, dass durch Schilder oder Plakate persönliche Botschaften übermittelt werden. Diese Symptome sind somit im Kern Erklärungsversuche der Betroffenen als Reaktion auf ihr verändertes Salienzempfinden und dem Eindruck, dass eigentlich unwichtige Informationen durch die gestörte Dopaminausschüttung plötzlich besonders bedeutsam wirken.

Durch die symptomatische Behandlung mit Antipsychotika, die die Wirkung von Dopamin blockieren, lässt sich diese dopaminerge Störung zumindest weitgehend normalisieren. Daraufhin nehmen auch die psychotischen Symptome ab.

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